Maybe Vielleicht , Ton, Porzellan, Wolle  Foto: © Helge Articus
Maybe Vielleicht , Ton, Porzellan, Wolle Foto: © Helge Articus
Justus Brinckmann Förderpreises, MK&G messe 2023, Foto: Andreas Weiss
Justus Brinckmann Förderpreises, MK&G messe 2023, Foto: Andreas Weiss
Random Vassel, Porzellan, Foto: © Tim Nowitzki
Random Vassel, Porzellan, Foto: © Tim Nowitzki
Die sieht ja aus wie .... Foto: © Tim Nowitzki
Die sieht ja aus wie .... Foto: © Tim Nowitzki
Hysterie und Hybris Foto: © Tim Nowitzki
Hysterie und Hybris Foto: © Tim Nowitzki
Hysterie und Hybris, Ton,Porzellan,Haar, Wolle, Plaste, Foto: Alexander Burzik
Hysterie und Hybris, Ton,Porzellan,Haar, Wolle, Plaste, Foto: Alexander Burzik

Vasenwelten, freies Spiel
- zu den keramischen Objekten von Alexandra Stein


Sachlich-nüchterne Grundformen seriell in Porzellan gegossen und anschließend um irritierende
Elemente ergänzt. Späne und Flöckchen, lange schmale Rollen. Zitronig-zarte Scheiben, die
über den Gefäßrand hängen, wie für einen glamourösen Drink. Seepocken, steinige Klumpen.
Überschuss aus dem Arbeitsprozess, oder absichtsvoll geformt. Keck und kostbar, launenhaftlustig,
bisweilen exzentrisch. Insgesamt äußerst ausgewogen komponiert.
In den Werken von Alexandra Stein finden sich häufig vasenähnliche Objekte. Wenn auch
weniger zum Gebrauch bestimmt, finden sie in dieser klassischen Form Rückhalt. Freiheit ist
nicht einfach, und einen Rahmen zu setzen hat sich als Strategie bewährt. Die Vase, das ist eine
klare Sache seit Jahrtausenden, auch als Bildträger ist sie schon lange beliebt. Sie dient hier als
Grundlage für Experiment und freies Spiel, sie ist die Klammer, die noch so Offenes und Vages
doch als Ganzes zusammenhält.
Immer wieder treten die Objekte in Gruppen auf. Sich selbst vergewissernd tasten sie sich an
verschiedene Gestaltungsprinzipien heran, testen diese aus. So gibt es eine Reihe äußerst
schlichter Formen mit minimal eingearbeiteten Ritzzeichnungen, die an die Formsprache des
Bauhauses anknüpfen. Ihrer Reduziertheit scheint ein Bedürfnis nach konzentrierter Klarheit
zugrundezuliegen. Eine andere Vasenserie zeichnet sich durch üppig-wuchernde, fast
überschäumende Formen aus. Übertrieben überladen mit einer fast barocken Lust an
verschwenderischer Verzierung schillern die Objekte und glitzern verspielt.
In ihren aktuellen Arbeiten und Ansätzen lässt Alexandra Stein die Vase hinter sich. Weiterhin
werden Objekte auf einer Oberfläche arrangiert, nun ist es jedoch die Wand des Raumes. Somit
vergrößert sich der Maßstab und neue Aspekte treten hervor. Die Objekte können sich nun ganz
in ihrer Materialität entfalten. Dabei wird das Repertoire der Materien erweitert um Metallisches
und Textiles, Filz. Gemachtes, Gefundenes, Gekauftes wird an der Wand installiert und zum
Objektbild, Raumbild komponiert. Dunkle, glänzend glasierte kastenhafte Formen, amorph aber
scharfkantig. Filzobjekte in ähnlichem Farbton, rau und stumpf, den Blick absorbierend.
Haltegriffähnliche Bügel, seltsam deformiert. Ein weichen Ton eingebrannte Knetspuren und
Fingerabdrücke. Ein labiler Griff, der nicht Halt gibt, sondern selbst Halt sucht. Assoziativ
beginnen die Dinge an der Wand in ihrer Sprache miteinander zu sprechen. Eine große Lust am
Spiel mit den Materialien kommt zum Tragen, Materialien, die eigenwillig sind und ihr
Mitspracherecht im Schaffensprozess fordern.


Miriam Albert

Fotos: © Tim Nowitzki, Foto 11/12 Alexander Burzik, Foto 16 Lena Konz